Wir leben in einer Zeit, in der wir als Eltern hohe Ansprüche an uns selbst haben. Wir möchten eine solide Bindung zu unseren Sprößlingen aufbauen, Ihnen emotionalen und materiellen Halt und Sicherheit geben. Gleichzeitig wollen wir ihre Individualität fördern und wagen uns heraus aus alten Rollenbildern, die den Erwachsenen über das Kind stellen. Wir haben erkannt, dass es unendlich wichtig ist, unseren Kindern Vertrauen und Unterstützung zu schenken. Wir akzeptieren und verstehen, dass Kinder auf unterschiedliche Weise lernen und passen uns ihren Gegebenheiten gerne an. Und wir haben verstanden, dass Kinder genauso wertvoll sind, wie jeder andere erwachsene Mensch.
Wir wollen eine Eltern-Kind-Kultur leben, die auf Augenhöhe basiert, die wenig autoritär ist. Und gleichzeitig ist dies eine der schwierigsten Aufgaben unserer Zeit. Unser Herz und unser Verstand wissen, was es für eine neue friedliche Gesellschaft braucht, doch unsere Prägung, die wir selbst als Kinder eventuell erfahren haben, steht uns dabei recht oft im Weg!
Niemand vermag es besser, uns einen Spiegel vorzuhalten, wie unsere Kinder. Niemand ist mehr dazu in der Lage, uns unendlich wütend zu machen oder uns hilflos zu fühlen. Und dann entstehen sie, die kleinen oder auch größeren Machtkämpfe und schwups fallen wir in alte geprägte Verhaltensmuster zurück. Wir schimpfen oder drohen vielleicht und wir setzen unsere natürliche Macht über unsere Kinder ein, um sie zu kontrollieren oder gefügig zu machen.
Alte, gelernte Glaubenssätze boxen sich ihren Weg frei, so dass wir denken: „Das Kind soll einfach hören!“ oder „So lass ich nicht mit mir sprechen! Ich verlange Respekt!“
Wir sind auch manchmal so ratlos und hilflos, dass wir uns Strafen ausdenken, um das gewünschte Verhalten bei unseren Kindern zu sehen. Diese Machtkämpfe gewinnen wir möglicherweise, da wir einfach stärker sind und mehr Erfahrung und Kompetenzen haben, doch eigentlich sind auch wir dabei die Verlierer. Unser kurzfristiger Gewinn (das Kind hört auf zu quengeln oder es geht artig ins Bad und putzt seine Zähne) geht zu Lasten unserer Beziehung zum Kind und zu Lasten des Selbstwertes auf beiden Seiten. Denn mal ehrlich: wie oft saßen wir hinterher schon heulend da und haben uns Vorwürfe gemacht, uns selbst beschimpft und uns als schlechtes Elternteil herabgesetzt, weil wir es wieder nicht geschafft haben, so mit den Kindern umzugehen, wie wir es doch eigentlich wollen?
Was kann helfen? Wie gelingt es denn dann, unsere Ideale in die Welt zu tragen und unseren Kindern wirklich auf Augenhöhe zu begegnen?
Hier kann uns eine wundervolle und heilsame Art der Kommunikation helfen. Marshall B. Rosenberg schenkte uns eine „Brücke“, eine einfache Möglichkeit, in Konfliktsituationen mit unserem Gegenüber und auch mit uns selbst in Verbindung zu bleiben. Er lehrte uns, dass Verständnis und Empathie alle Hürden überwinden kann – vor allem die, die in uns selbst wirken.
Die Gewaltfreie Kommunikation oder auch wertschätzende Kommunikation wird gern die Sprache des Herzens genannt. Wir lernen dabei, jeden Mensch und jedes menschliche Verhalten mit unserem Herzen zu sehen. Wir lernen, die Bedürfnisse hinter jeder Aggression oder jedem Trotz zu erkennen und wir spüren uns mit dem Anderen verbunden, weil wir wissen, dass in uns allen die gleichen Bedürfnisse wohnen.
„Empathie stellt die Nahrung für unser liebevolles Herz dar. Sie ist keine Fähigkeit, die wir einmalig erwerben und dann, wie Fahrrad fahren, ein Leben lang beherrschen. Vielmehr können wir unsere empathische Kraft wie eine Schale Wasser vorstellen, die mit dem schwingt, das in uns und in anderen lebendig ist. Damit dies gelingt, muss unser inneres Gefäß stets neu angefüllt werden.
Viele Eltern kennen die Schönheit der Einfüllung nicht, und sind sich darum nicht bewusst, welches Geschenk sie ihren Kindern und sich selbst bereiten könnten.“ (Hanna Brodersen, Dich durch mein Herz sehen.)
Mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation schenken wir unseren Kindern Selbstwert, Vertrauen, hohe soziale Kompetenz, eine starke Bindung, Wertschätzung und Respekt! Sie erleben sich von uns angenommen in all ihren Gefühlen und Bedürfnissen und entwickeln möglicherweise Glaubenssätze wie: „Ich bin völlig in Ordnung, so wie ich bin.“, „Ich bin liebenswert.“ oder „Ich bin gut genug!“
Als meine Tochter vor 8 Jahren geboren wurde, beglückwünschte mich ein fremder Mann und fragte mich, was das wertvollste sei, das ich meiner Tochter im Leben schenken könnte. Ich antwortete: „Liebe!“ Er sagte aber: „Glaubenssätze!“
Und er hatte so Recht!
Mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation nutzen wir diese Brücke, um unsere Anliegen als Beobachtung statt als Vorwurf, Interpretation oder Bewertung auszudrücken. Wir erlangen Zugang zu unseren Gefühlen und lernen uns selbst und unsere Kinder noch so viel besser kennen. Wir erfahren, was wirklich hinter all unseren Gefühlen, Krisen und Konflikten steckt, nämlich welche Bedürfnisse in unserem Leben momentan nicht erfüllt sind. Und wir lernen, uns mit Klarheit auszudrücken bzw. Bitten statt Forderungen zu stellen oder wir bringen Dankbarkeit in unser Leben und fühlen uns Tag für Tag reicher und zufriedener.
Denn eines kann ich versichern: sobald die Kinder spüren, dass hinter unseren Aussagen und in unseren Taten eine Haltung von Wertschätzung, Wohlwollen und Verständnis steckt, reagieren sie fast umgehend darauf. Und nicht vergessen: sie sind unser bestes Spiegelbild! Sie reflektieren die Sprache, die sie von uns hören. Sie verwenden das Verhalten, was sie von uns sehen!
„Die Art, wie wir mit unseren Kindern sprechen, wird zu ihrer inneren Stimme!“ (Peggy O`Mara)
Ich hoffe, ich habe Eure Neugier geweckt und kann Euch nur ermutigen, neue Wege zu gehen.
Es gibt mittlerweile ein breites Spektrum an Angeboten zur Gewaltfreien Kommunikation und wunderbarer Literatur dazu. Gern könnt Ihr mit mir ins Gespräch kommen oder schaut vorbei auf www.system-connects.de oder geht einen Schritt weiter und meldet Euch für mein Grundlagenseminar an. Der nächste Termin ist 8.-10. November 2019.
Von ganzem Herzen wünsche ich Euch einfühlsame Momente, liebevolle Familienatmosphäre und Kinder, die vor innerem Glück nur so strahlen!!
Alles Liebe
Eure Peggy Kurdinat
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