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Blogbeiträge

Gundula Göbel

„Oh, du schöne Weihnachtszeit“ NEIN zu jeglicher Gewalt an Kindern und Jugendlichen



Nun liegt das Jahr 2023 fast hinter uns und die Erwachsenenwelt steht vor großen Herausforderungen und erlebt sich oft selbst als überfordert. Dafür sorgen nicht nur die großen Themen wie Kriege und Klimakrise sondern auch alltägliche Probleme wie Fachkräftemangel in Schulen und Kindertagesstätten, erschöpfte Lehrer: innen, Erzieher: innen und Eltern. In meiner Praxis für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie erlebe ich leider oft, dass die Erwachsenen nicht zusammenhalten in schwierigen Zeiten, sondern eher in verschiedene Gruppen zerfallen und sich gegenseitig Vorwürfe machen. Dabei wäre es so wichtig, im Interesse der Kinder, die unser aller Schutz brauchen, gemeinsame Lösungen zu finden. Statt gemeinsam im Interesse aller Kinder und Jugendlichen als Eltern und Fachkräfte für eine gewaltfreie Kindheit einzustehen, ist in diesem Jahr das Gegeneinander, ständige Forderungen an unser Gegenüber zu stellen, verbal gewaltvoll zu agieren zu einer akzeptierten Form geworden. In meiner Praxis für Kinder- und Jugendlichen Psychotherapie höre ich Kinder weinen, weil sie den Streit der Eltern, Streit Eltern mit Erzieher:in oder der Lehrkraft nicht mehr aushalten. Gerade Erwachsene polarisieren in Gut und Böse. Dabei wäre es so wichtig im Interesse der Kinder gemeinsame Lösungen zu finden, jeder muss seine Verantwortung tragen. Gerade sind viele Kinder ungeschützt, weil die Erwachsenen im Kampfmodus miteinander umgehen.


Jedes Kind hat das Recht frei von jeglicher Gewalt aufzuwachsen. So steht es seit 2001 im Bürgerlichen Gesetzbuch. Doch täglich erleben viele Kinder und Jugendliche verbale, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt. Gewalt kann Kindern zu Hause, in der Krippe/Kita, in Schulen oder Vereinen oder in ihren Peergroups angetan werden. Gewalt hat viele Gesichter.

Hier einige Berichte aus meiner Praxis: Kinder werden zum Essen/Probieren gezwungen, Kinder werden beleidigt oder beschämt, Kinder werden bestraft mit Auszeiten (in denen sie ganz alleine gelassen werden mit ihrem emotionalen Schmerz, Stille Treppe ), Kinder werden nicht angemessen getröstet, sondern mit ihrem ihren Gefühlen allein gelassen, Kinder werden gehauen (auch zu Hause, der Klaps auf den Po ist strafbar und Gewalt), Kinder oder Jugendliche erzählen von Mobbing, ohne Hilfe zu erhalten, viele Kinder werden alleingelassen mit ihren Sorgen und dem Wunsch nach Verbundenheit mit den Eltern oder Bezugspersonen.


Gewalt findet hinter verschlossenen Türen statt, aber auch jeden Tag ganz offensichtlich in Einrichtungen und zu Hause. Dabei sollten es sichere Orte für unsere anvertrauten Kinder sein, voller Geborgenheit und Schutz. Weltweit ist ca. jedes 2. Kind von Gewalt betroffen. Emotionale Gewalt ist oft nicht sichtbar, findet jedoch statt. Körperliche Gewalt wird überwiegend abgelehnt und ist strafbar. Aber auch emotionale Gewalt hat schwerwiegende Folgen für die seelische Gesundheit der Kinder. Sie drückt sich aus in Worten, Blicken, Ablehnung oder Liebesentzug. Hier einige Beispiele: Demütigung, Beschämung, Liebesentzug, Erpressung… Kinder können Gewalterfahrungen meist nicht in Worte fassen bzw. es wird Kindern oft nicht geglaubt. Hilferufe wie Wut, Gegenstände zerstören, Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen, extreme Unruhe, Notlügen, andere Hauen oder beschimpfen usw.. können Zeichen für Erfahrungen von seelischer Gewalt sein. Doch werden diese oft nicht verstanden, sondern das Verhalten wird seinerseits wieder bestraft. Ihre Gefühle von Angst, Wut, Trauer, Überforderung usw. werden nicht angemessen begleitet. Stattdessen wird Kindern „Fehlverhalten“ unterstellt, z. T. werden sie in Schubladen unzutreffender Diagnosen gesteckt.

In meinem Buch „Schrei nach Geborgenheit“ habe ich bereits 2013 darüber geschrieben. Die Lobby der Kinder ist so schwach, dass viel zu wenig Unterstützung stattfindet. Wir brauchen eine Unterstützungskultur für Familien Kinder und Jugendliche. Fangen wir doch im Landkreis Harburg an

einen „Wohlfühlorte für Kinder und Familien“ zu gestalten. Jeder und jede Erwachsene kann eigene Beiträge leisten und Verantwortung übernehmen.


Hier 5 Tipps für eine gewaltfreie Weihnacht:

  • Sich in den Einrichtungen und zu Hause Zeit nehmen für die Kinder - Entschleunigung = spielen dürfen, vorgelesen bekommen, sich geborgen fühlen.

  • Kindern nicht mit dem Weihnachtsmann drohen. Kinder müssen sich sicher fühlen, etwaige Konflikt-Themen sollten einfühlsam und ohne einseitige Schuldzuweisungen angesprochen werden, so dass sich das Kind der Liebe seiner Eltern immer gewiss sein kann

  • Leichtigkeit und Freude verbreiten (Vorlesezelt, Spielangebote, Singen, Bewegungszeit)

  • Grundbedürfnisse nach Essen, frischer Luft, Schlaf und Bewegung stillen.

  • Ruhige entspannte Spielzeit ermöglichen und Kindern und Jugendlichen gute Zuhörer:innen sein.


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