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THEKLA®

Blogbeiträge

Familienberatung – bindungsstärkende Kindheit

Nachdem ich vor einiger Zeit bei Instagram gepostet habe, dass ich als Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeutin extrem viele Therapieanfragen erhalte und es leider nicht ausreichende Therapieplätze gibt, aber Familien dringend Hilfe benötigen, kam mir eine Idee.


Nicht alle Kinder und Familien benötigen einen Psychotherapieplatz, aber viele Familien brauchen dringend bindungsstärkende bzw. bindungsorientierte Familienberatung, also verlässliche und professionelle Wegbegleiter*innen.


Heute gibt es viele Herausforderungen für Familien und meist wenig familiäre Unterstützung von der Ursprungsfamilie. Das Wohnen in unterschiedlichen Städten, die Berufstätigkeit der Großeltern, die unterschiedlichen „Erziehungsvorstellungen“ oder andere Gründe schaffen Distanz.


Die meisten Eltern möchten ihre Kinder emotional liebevoll begleiten, eine gute Bindung und angemessene Bildung ermöglichen und manche Eltern wünschen sich „sozial verträgliche“ oder „funktionierende Kinder“..


Die Zukunftsängste der Eltern, ihr Arbeitspensum, ihre Berufstätigkeit, die finanziellen Sorgen oder emotionale oder körperliche Überlastungen (manchmal auch durch den vielen Medienkonsum) prägen ihr Leben und das ihrer Kinder.


Vermeidlich gutgemeinte „Erziehungstipps“, Ratgeber oder Beiträge über ein unrealistisches Familienleben durch Social Media haben Druck und Verunsicherung zur Folge. Eltern berichten mir oft von ihren Schuldgefühlen, keine guten Eltern zu sein oder in der frühen Baby-Zeit ihres Kindes „versagt“ zu haben. Manche Eltern berichten davon dauernd meckernde Eltern zu sein für ihre Kinder. Wie traurig für alle in der Familie.


Jeder zusätzliche belastende oder bewertende Satz über ihr Kind aus der Einrichtung oder Schule trifft das Herz von Eltern sehr. Der Teufelskreis der belastenden Emotionen hat begonnen und der Druck, nicht richtig zu sein und als Eltern versagt zu haben, auch. Das Herz der Eltern und Kinder verschließt sich. Viele Eltern sind daher sehr unsicher und haben wenig bindungsstärkende Strategien für die Probleme des Kindes oder der Familie parat. Unsichere und emotional überlastete Kinder entwickeln natürlich Symptome, da es ihre Hilferufe nach Veränderungen sind, ihre psychische und physische Entwicklung ist gefährdet. Mehr dazu in meinem Buch „Schrei nach Geborgenheit“.


Es gibt keinen Führerschein für das Elternsein und das ist auch gut so, denn jede Familie und jedes Kind ist individuell zu sehen und zu begleiten. Jede Familie fährt so jedoch ohne Führerschein und neues Wissen über die Gehirnforschung und damit ohne wichtiges Wissen über die psychische und körperliche Entwicklung des Kindes durch unbekannte Wege und Straßen, manchmal auch Länder. Eltern verstehen ihre Kinder nicht mehr. Für das eine Kind mit seiner Persönlichkeit sind die Eltern ohne Führerschein wunderbar unterstützend und für das andere Kind reicht der „Intuitive Weg“ nicht aus. Da braucht es andere professionelle Menschen, welche eine Art Wegbegleiter*innen sind.


Fast alle Familien brauchen von Zeit zu Zeit kurzfristige und niederschwellige Familienbegleitung, um ihre Fragen, Ängste oder um ihre Hilflosigkeit besprechen zu dürfen, damit sich das Herz für ihre Kinder wieder öffnet. Manchmal braucht es Gespräche außerhalb der Familie oder des Freundeskreises, um die eigene Blickrichtung zu erweitern, aber auch um Stärkung zu erfahren, um sich von bindungsorientierten Ideen inspirieren zu lassen. Denn das Leben mit Kindern darf Freude machen. Durch gemeinsames Lachen, Toben und entspannte Familienzeit tanken alle Familienmitglieder auf.


Wenn uns Kinder wirklich am Herzen liegen, brauchen wir dringend schnelle, für Eltern freiwillige, kostenlose und unbürokratische Familienberatungen direkt in den Einrichtungen. Ich habe die Vision, dass in jeder Einrichtung wie Krippe, Kita oder Schule eine bindungsstärkende und bindungsorientierte Familienberatung vor Ort sein muss (zeitlicher Umfang, je nach Einrichtungsgröße), denn unsere Kinder und Familien sind in großer Not und die pädagogischen Fachkräfte an ihren Grenzen der Belastbarkeit und fast alle Beratungsstellen an ihrer Kapazitätsgrenze. Auf was warten wir noch?


Familienberatung unterstützt bei:


  • Sorgen um das Kind

  • Einschätzung

  • Eltern – Kind – Bindung stärken

  • Eine Familie werden

  • Kinder mit unterschiedlicher Persönlichkeit und Temperament

  • Hilfestellungen bei Trennung, Tod eines nahestehenden Menschen, Umzug, Krisen

  • Übergänge begleiten – Kindern und Eltern Sicherheit geben

  • Wenn das Familienleben zur Belastung wird

  • Neutraler Blick auf die Nöte und Sorgen

  • Gefährdungsbeurteilung von Kindern

  • Einhaltung der Kinderrechte

  • Unterstützung in Notsituationen, Helfersystem

  • Streit in der Familie

  • Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühle von Eltern

  • „Kindersprechzeit“ – Sorgen der Kinder hören – verstehen - begleiten

  • Schlafprobleme

  • Geschwisterstreit

  • Usw.


Vorteile bei einer vor Ort Familienberatung:


  • Keine oder geringe Wartezeiten

  • Familien mit Migrationshintergrund oder unsichere Familien profitieren besonders

  • Die gesunde emotionale Entwicklung der Kinder wird unterstützt und begleitet

  • Kurze Wege

  • Schweigepflicht ist entscheidend für das Vertrauen in die Begleitung

  • Möglichkeit für gemeinsame Gespräche, Lösungen, Wege: Kita/Schule und Familie

  • Kostenlose schnelle Unterstützung – weniger psychische und körperliche Gewalt

  • Familien werden nach Corona und der Verunsicherung durch gesellschaftliche Krisen (finanziell, psychisch) nicht allein gelassen. Geld allein reicht nicht, wenn die Psyche belastet ist. „Kinder und Familien im Blick“ der psychischen Gesundheit

  • Kinder werden vor zu viel emotionaler Belastung geschützt

  • Schnellere Hilfe, wenn spezielle Abklärungen notwendig sind (gezielte Adressen)

  • Kleine Sorgen müssen nicht erst zu unüberwindbar erscheinenden Problemen werden

  • Die Hemmschwelle ist für viele Familien niedriger, bei Zufriedenheit mit der Einrichtung

  • Entlastung der pädagogischen Fachkräfte oder von Lehrkräften


Die gesunde psychische Entwicklung von Kindern ist leicht zu stören, wie z.B. durch belastende Situationen, Beschämung, Entwertung, Überforderung, Überlastung (unverarbeitete Sinnesreiz, durch zu wenig Ruhe, Natur, Entspannung) oder emotionaler Verunsicherung. Aber auch das kindliche Gehirn ist hochempfindlich und verletzbar, wenn neuronale Vernetzungen weniger sicher stattfinden können oder durch emotionale, körperliche oder sexuelle Gewalt gestört werden. Kindheitserfahrungen prägen ein ganzes Leben die Eigenmotivation, die eigene Stressregulation und die Gestaltung von Beziehungen und ob wir Glück empfinden können oder ob sich psychische Belastungen als Symptome zeigen.


Aus diesem Grund habe ich den Bindungsbaum 2012 mit seinem Wurzelwerk entwickelt. Die Bindungswurzeln der Kinder zu stärken und immer wieder zu nähren ist die Aufgabe von Erwachsenen. Denn jedes Kind braucht stete emotionale Nahrung, um psychisch gesund aufzuwachsen. Wie diese Nahrung aussehen kann, können gut ausgebildete bindungsorientierte Familienberater*innen mit Eltern besprechen. Weitere Informationen in meiner Broschüre „Bindungsbaum-Konzept“.


Ich mag nicht hören, früher brauchten wir auch keine Familienberatung in diesem Maße. Leider gab es sie nicht, viele heutige Erwachsene tragen eine große psychische Belastung mit sich.


Darf es unseren Kindern bitte besser ergehen? Ich finde alle Eltern mutig und sie haben ihre „Kinder und ihre Familie im Blick“, wenn sie Hilfe annehmen. In Firmen ist Coaching schon lange anerkannt. Warum nicht für Familien, um ein emotional gesundes Familienleben führen zu dürfen.


Kinder und Familien sollten in der Gesellschaft „willkommen sein“ und jede Unterstützung erhalten, die unsere Kinder emotional stärkt und die psychische Gesundheit in den Vordergrund stellt.















Gundula Göbel

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin

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